Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Kiaf

I. (1)

Mein wundes Herz hat Recht auf Salz
Von deinen Lippen, 1
Bewahr' das Recht, ich gehe fort,
Sey Gott befohlen.

Du bist ein reines Wesen mir
Aus höhern Welten,
Mit deinem Namen fängt das Lob
Der Engel an im Himmel. 2

O prüfe meine Redlichkeit,
Wenn du d'ran zweifelst,
Das reine Gold wird nur bewährt
Auf der Kapelle.

Du sprachst: ich will Betrunk'ner dir
Zwey Küsse geben,
Die Zeit ist da; doch giebst du mir,
Nicht zwey, noch einen.

Schließ' deines Mundes Kästchen auf,
Und streue Zucker,
Laß nicht das Volk im Zweifel ob
Du einen habest. 3

Des Himmels Rad zerschlag' ich, wenn's
Nicht gut sich drehet,
Ich bin von denen nicht, die sich
Drüber härmen.

Wenn du nicht willst, daß zu Hafis
Das Liebchen komme!
O Nebenbuhler so entferne
Dich ein Paar Schritte.

1 Da deine Lippen meinem Herzen Wunden geschlagen haben, so ist's wohl billig, daß sie demselben Salz geben die Wunden auszuwaschen.

2 Die Engel beginnen das Lob im Himmel, indem sie deinen Namen als des edelsten seiner Geschöpfe zuerst nennen.

3 Dein Mund ist so klein, daß wenn du nicht Zucker ausstreuest, die Leute zu zweifeln anfangen, ob du wohl einen habest.


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