Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Lam

VI. (6)

Du die mein Herz geraubt mit solcher Zauberkraft,
Du hast vor Niemand Furcht, die ganze Welt ist dein.
Aus meinem Herzen kömmt bald Ach! und bald dein Pfeil, 1
Wie soll ich sagen was mein Herz erlitten hat.

Wie soll ich vom Rubin wohl sprechen vor dem Feind? 2
Gefärbte Waare taugt für solche Thoren nicht.
Da deiner Schönheit Macht von Tag zu Tage wächst,
So kann der Mond nicht mehr dir gegenüber stehn.

Du stahlst mein Herz, von selbst geb' ich die Seele dir,
Ich gebe gern, was thut es des Einsammlers noth? 3
Es trat dein Fuß Hafis in das Harem der Liebe,
Umschling' des Freundes Saum, auf Andres thu' Verzicht.

1 Ich ziehe immer etwas aus dem Herzen, bald sind es Seufzer und bald Pfeile.

2 Soll ich wohl den Nebenbuhlern den Rubin deiner Lippen beschreiben? Es wäre umsonst, denn sie verstehen Nichts von der Theorie der Farben, und der Natur der Edelsteine.

3 Ich gebe dir freywillig Herz und Seele hin, du bedarfst also keines besonderen Sammlers, mir dieselben abzufodern.


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