Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Lam

VIII. (8)

Ich roch der Liebe Gerüche,
Ich roch den Blitz des Genußes.
Komm Morgenwind, denn ich möchte
Vor deinem Dufte vergehen.

Kameltreiber, der singend
Kamele locket, o warte!
Denn voll von Sehnsucht nach Schönheit
Kann ich unmöglich dir folgen.

Mein Herz mach' einmal ein Ende
Der Klagen über die Trennung,
Es hat der Tag des Genußes
Zurückgeworfen den Schleier

Sobald das Liebchen sich freundlich
Erzeigt und Frieden begehret,
Ist's leicht sich über die Unbild
Des Nebenbuhlers zu trösten.

Ich hab' den Schleier des Auges 1
Den siebenfachen verwendet,
Der Fantasien Gemächer,
Mit selben schön zu bekleiden.

Es liegt im Winkel des Herzens
Nach deinem Munde die Sehnsucht;
O laß' sich's Keiner gelüsten
Solch einen Wunsch zu verfolgen!

Ich zeige meiner Geliebten,
Ob einem Dinge mich traurig;
Denn ohne Ursach' wird Niemand
Sich zeigen trauriger Seele.

Hafis, der Fremdling, er wurde
Durch deine Liebe gemordet,
Doch geh' vorbei an dem Grabe,
Es soll sein Blut dir gerecht seyn.

Der erste und dritte Vers dieser Gasel sind arabisch, die andern persisch.

1 Den aus blutigen Thränen gewebten siebenfachen Schleier verwende ich um mein Auge als das innerste Gemach der Fantasie und deines Ideals, die zu Ehren purpurn auszutapeziren.


zurück