Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

V. (5)

So viel ich mein Leiden den Aerzten geklagt,
Sie heilten mich Elenden nicht.

Die Perle der Liebe ist ferne vom Ring. 1
Es geh' nicht den Neidern nach Wunsch.

O sage der Rose von Dornen umhegt:
Schämst du vor Bülbülen dich nicht?

Verleih' mir so lange das Leben, o Herr!
Bis daß den Geliebten ich seh'.

Ich habe den Freunden mein Leiden geklagt,
Wer hehlet die Krankheit dem Arzt?

O Schwelger am Tisch des Genusses, wie lang,
Wie lange entbehre ich noch!

Es diente Hafis nicht der Welt zum Gespött,
Vernähm' er den heilsamen Rath.

1 Die Perle der Liebe ist nicht in dem Siegelring, wo sie seyn sollte; d.i. sie hat von ihrem Werthe verloren, und weil sie minder werth ist, gebührt ihr auch nicht mehr der Ehrenplatz im Ringe. Das Liebchen ist erkaltet; Herr gestatte nicht, daß es den Nebenbuhlern nach Wunsch gehe, ihnen, die mich noch mehr vom Liebchen zu trennen suchen.


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