Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

VI. (6)

Dein Mondgesicht, o Liebchen! ist
Ein Frühlingstag der Schönheit.
Es ist dein Flaum, es ist dein Maal
Der Mittelpunkt der Schönheit.

In deinem Funkelauge ist
Ein Zauberspruch geschrieben,
In den verwirrten Locken liegt
Beständigkeit der Schönheit.

Ein Mond, dir ähnlich, gieng nie auf
Am Himmel der Vollendung.
Und keine Zeder, die dir gleicht,
Wuchs je am Strom der Schönheit.

Der Lebenslauf der Schönen wird
Erfreut durch deine Anmuth.
Durch deine Lieblichkeit wird froh,
Der Weltenlauf der Schönheit.

Die Locken sind ein Netz, es ist
Das Maal ein Korn der Lockung,
Darum ist jeder Vogel stets
Die Beute deiner Schönheit.

Um deine Lippen blüht so frisch
Die Veilchensaat des Flaumes,
Weil sie das Lebenswasser trinkt
Frisch aus dem Quell der Schönheit.

Der Anmuth Amme nähret dich
In unsrer Seelen Mitte,
Sie nähret dich mit Schmeichelei'n
Am Busenrand der Schönheit.

Es hofft Hafis nun nimmermehr
Dein Angesicht zu sehen.
Denn außer deinen Wangen giebt
Es Nichts im Land der Schönheit.


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