Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

XV. (15)

Hör', herzraubendes Wort, und schau des Mondengesichts Maal,
Vernunft und Herz sind durch das Maal gefangen.

Sey nicht so störrig und wild, so schalt ich das eigene Herz aus,
Es sprach: o schau' des trunknen Hirschen Auge.

Ihrer Locken Ring ist das Freytheater des Ostwinds,
An jedem Haare hängen hundert Herzen.

Wer die Sonne verehrt, hat keine Kunde vom Liebchen,
Schmähst du den Herrn, so schau' ihr in die Augen. 1

Ihre Locken hat sich der Ost gewählet zum Halsband,
Welch eine List des braunen Weggefährten! 2

Solch ein Liebchen wie das, so mich vom Wege verführt hat,
Hat keiner je gesehen, wird keiner sehen.

Ziemt sich's Hafis, vor dem Brauenaltare die Stirne zu reiben,
So lästre Gott, bet' an die Augenbrauen.

Wend' nicht den Kopf von Manßurs des mächtigen Schahes Befehl ab,
Sieh, wie sein Degen scharf, und stark sein Arm ist.

1 Diejenigen, welche die Sonne anbeten, kennen meine Geliebte nicht, sonst würden sie sich von der Sonne zu ihr wenden; und wer an Gott nicht glaubt, schaue ihr in die Augen.

2 Sieh die List dieses Indiers, nämlich des Ostwinds, der, um sich nie von ihr zu trennen, freywillig den Kettenring ihrer Haare um den Hals legt.



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