Aus: Der Buchstabe Nun
XVII. (17)
Verhüll' mit Moschushyacinthen
Die Rosenblätter,
Das ist die Wangen mit den Locken,
Verheer' die Welten.
Ström' Schweiß von deinem Angesichte,
Füll' an die Gärten,
Wie die Pokale unsrer Augen,
Mit Rosenwasser.
Schließ auf die schlafende und trunkne
Narziß liebkosend,
Daß die Narzissen eifersüchtig
Sich schlafen legen.
Des Lebens Tage geh'n vorüber
Schnell wie die Rosen,
O Schenke! eil' die Weinrubinen
Herumzureichen.
Mach' dich bekannt mit Veilchendüften, 1
Schau' an die Locken,
Schau' an der Tulpen Flor, begehre
Das Glas zum trinken.
Siehst du das Weinglas, o so rolle
Dein Aug' wie Blasen,
Und schließ' aus Blasen auf den Zustand
Des Weltgebäudes.
Seitdem die Liebenden zu morden,
Dir ward zur Sitte,
Reichst du den Becher hin den Feinden
Und schmählest unser.
Hafis gieng auf dem Weg des Betens
Nach dem Genusse;
O Herr, erhöre die Gebete
Der kranken Herzen.
1 Die Locken hauchen
Veilchendüfte, daher die veilchenhaarichten Schönen der
Griechen.
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