Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

XX. (20)

Ich bin durch Liebeleien
Zum Stadtgespräch geworden,
Ich bins, der nie sein Auge
Mit bösem Seh'n befleckt hat.

Wir sind getreu und traurig,
Und sind dann wieder fröhlich.
Dem Nächsten Böses thuen,
Erkennen wir als Sünde.

Ich sagte zu dem Wirthe,
Wo ist der Weg des Heiles?
Er nahm ein Glas, und sagte:
Geheimnisse bewahre!

Was ist wohl unsre Absicht,
Wenn wir die Welt betrachten?
Wir sammeln Wangenrosen
Durch unsre Augenapfel.

Ich Weinverehrer habe
Mein Bild in Naß gemahlet,
Damit die Eigenliebe
Um so viel eh' zerfließe.

Ich baue und vertraue
Auf deiner Locken Milde,
Wenn diese mich nicht heben,
Was nützet mein Bemühen?

Von ihren Flaumen lerne
Die schönen Wangen lieben,
Denn schön ist es die Wangen
Der Schönen zu umkreisen.

Ich möchte meinen Zügel
Von hier zur Schenke lenken,
Denn Pred'ger ohne Beispiel
Ziemt sich nicht anzuhören.

Du küß' der Schönen Lippen,
Du küß' das Glas Hafisens,
Denn Sünde ist's, die Hände
Der Heuchelnden zu küssen.


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