Aus: Der Buchstabe Nun
XXII. (22)
Ich brenne von der Trennung,
Wend' mein Gesicht von Leiden ab,
Ein Unglück ist die Trennung,
O wende, Herr! von mir das Unglück ab.
Sieh, wie der Mond erglänzet
Auf grünem Gaul des Himmels-Plans, 1
Damit er flieh' nach Westen.
Wend' dich von seinem Glücke ab.
Damit Vernunft und Glauben
Von Liebenden geplündert sey,
Erscheine du betrunken,
Und wirf so Kleid als Haube ab.
O staube aus die Locken;
Trag' Hyacinthen selbst zum Trotz
Des Wohlgeruches Rauchfaß 2
Dem Ost gleich Fluren auf und ab.
O Augenlicht der Trunknen,
Ich harre deiner voll von Begier,
O schlag' die Laute, oder
Gieb uns den Becher auf und ab.
Es schrieb der Lauf der Zeiten
Auf deinen Wangen schöne Schrift, 3
O Herr! von meinem Freunde,
Wend' böse Schriften von ihm ab. 4
Hafis, du darfst von Schönen
Erwarten nicht ein anders Loos,
Wenn dies dir nicht behaget,
So wend' den Spruch des Schicksals ab.
1 Im höhern Asien, besonders in
Samarkand und Buchara, hat das Firmament in heitern
Nächten nicht sowohl dunkelblaue als dunkelgrüne Farbe.
2 Das
Rauchfaß sind abermals die Haare, als Locken gekraust.
3 Die
Haarschrift des jungen Bartes.
4 Zaubereien.
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