Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Nun

XXII. (22)

Ich brenne von der Trennung,
Wend' mein Gesicht von Leiden ab,
Ein Unglück ist die Trennung,
O wende, Herr! von mir das Unglück ab.

Sieh, wie der Mond erglänzet
Auf grünem Gaul des Himmels-Plans, 1
Damit er flieh' nach Westen.
Wend' dich von seinem Glücke ab.

Damit Vernunft und Glauben
Von Liebenden geplündert sey,
Erscheine du betrunken,
Und wirf so Kleid als Haube ab.

O staube aus die Locken;
Trag' Hyacinthen selbst zum Trotz
Des Wohlgeruches Rauchfaß 2
Dem Ost gleich Fluren auf und ab.

O Augenlicht der Trunknen,
Ich harre deiner voll von Begier,
O schlag' die Laute, oder
Gieb uns den Becher auf und ab.

Es schrieb der Lauf der Zeiten
Auf deinen Wangen schöne Schrift, 3
O Herr! von meinem Freunde,
Wend' böse Schriften von ihm ab. 4

Hafis, du darfst von Schönen
Erwarten nicht ein anders Loos,
Wenn dies dir nicht behaget,
So wend' den Spruch des Schicksals ab.

1 Im höhern Asien, besonders in Samarkand und Buchara, hat das Firmament in heitern Nächten nicht sowohl dunkelblaue als dunkelgrüne Farbe.

2 Das Rauchfaß sind abermals die Haare, als Locken gekraust.

3 Die Haarschrift des jungen Bartes.

4 Zaubereien.


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