Aus: Der Buchstabe Nun
XXIV. (24)
Der Phönix meines Herzens hat
Sein Nest im letzten Himmel,
Im Körperkäfigt eingesperrt,
Ist er längst satt des Lebens.
Der Seele Phönix fliegt er einst 1
Empor vom Aschenhaufen,
So nistet er sich wieder ein
In jenem hohen Neste.
Fliegt er empor, so sitzt er auf
Am Baum des Paradieses,
Drum wiß', es ist mein Aufenthalt
Hoch auf des Himmels Zinnen.
Und spreitet über diese Welt
Die Flügel aus mein Phönix,
So ruhet auf der ganzen Welt
Des guten Glückes Schatten.
In beiden Welten wohnet er
Hoch über allen Himmeln,
Sein Körper ist von Aetherstoff,
Doch nirgends wohnt die Seele.
Der Plan der höhern Welten ist
Der Spielort meines Phönix,
Des Paradieses Rosenbeet
Gewährt ihm Trank und Speise.
Verlorener Hafis, so lang
Du Gottes Einheit predigst,
Schreib' Einheit hin auf jedes Blatt
Der Menschen und Genien.
1 Im Persischen stehet nur der
Vogel, weil aber die Stelle des Wiederemporfliegens vom
Aschenhaufen ausgenscheinlich auf die Fabel des Phönix
anspielt, schien es erlaubt, seinen Namen zu nennen. Es
ist der Geist, der sich hoch über alles Irdische
aufschwingt zur Einheit Gottes. Dieser Oder läßt sich
hoher mystischer Sinn nicht absprechen.
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