Aus: Der Buchstabe Waw
V. (5)
Veilchen brennet der Neid ob deinen Locken, 1
Rosenschleier zerreißt dein holdes Lächeln.
Süße Rose verbrenn' die Nachtigall nicht,
Welche Nächte hindurch für dich nur betet.
Ich, dem ehmals der Engel Hauch zur Last ward,
Trage nun das Gerede deinetwegen.
Deine Huld ist mein Loos, dein Staub mein Eden,
Meine Ruh' dein Gebet, mein Seyn die Wangen.
Zwar vereinen sich nicht der Wein, die Kutte,
Doch vereine ich beide dir zu Liebe.
Einen Schatz in dem Aermel tragen Bettler
Deine Bettler gelangen schnell zur Herrschaft.
Freund! gebrauche das Aug' als Erker;
Laß es niemals allein, es ist ein Betort.
Wein und Liebegekos entflieh'n zur Stunde,
Wo mein Haupt voll Begier zu deinem Staub wird.
Wahrlich! schön ist der Wangen Flur, besonders
Wenn Hafis der geliebte Sänger bleibt. 2
1 Die Veilchen verzehrt brennender
Neid, weil sie deinen Locken an Schönheit nachstehen,
und wenn du lächelst, so zerreissen Rosen aus demselben
Grunde den Schleier der Knospen.
2 Eigentlich:
wenn Hafis der Vogel des Worts ist, dann blühet am
schönsten die Flur deiner Wangen.
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