Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Waw

IX. (9)

Bote der Gnaden, gieb Kunde vom Freunde,
Singe von Rosen der Nachtigall vor.

Säume dich nicht, denn wir sind die Vertrauten,
Sage dem Freunde die Rede des Freunds.

Lies dem Verarmten des Mächtigen Schreiben,
Sprich zu dem Bettler von Königsgewalt.

Da die Geliebte die Herzen verstreut hat,
Sage dem Sinn, was in Lüften geschah.

Geh'st du vorbei an der Thüre des Glückes,
Sprich nach entrichtetem Gruß und Gebet:

Arme und Reiche vermischet die Liebe,
König der Schönheit! den Bettler sprich an!

Jeder, der saget: ihr Staub ist ein Balsam, 1
Sage dies Wörtlein vor unserem Aug'.

Sage dem Frommen, der trinken verbiethet,
Dieses erkläre du uns vor dem Wirth.

Wenn von der Kanne der Fromme verführt wird,
Sage: schenk' ein, mit dem Glas in der Hand.

Als die zwei Spitzen der Locken sich schlugen,
Ha! wie ich brannte, verkünd' es, o Wind!

Worte der Weisen sind Nahrung der Seele,
Gehe und frag' und erzähle uns dann.

Bin ich auch böse, so schilt mich nicht deßhalb,
Fürstlich verhehle des Bettlers Vergeh'n.

Kommst du, Hafis, in des Fürsten Gesellschaft,
Laß die Verstellung, und trinke den Wein.

1 Tutia, eine Art Augensalbe.


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