Aus: Zwei Kasside's
II. (2)
Wahrlich nichts Leichtes ist's sich mit der Schönheit zu
prahlen.
Tausend Dinge giebt's nöthig zu wissen hierinn.
Schönheit fodert weit mehr, als süße Lippen von
Schönen,
Salomon herrschete nicht nur durch das Siegel allein,
Tausenfältiges Reich der Schönheit ist nicht das Glück
werth,
Vom geliebten Herz treulich empfangen zu seyn.
Ach du hast in Verwirrung gebracht mein Leben und Weben,
Möge dem Gaul es gedeih'n, daß du so eilig ihn jagst;
Sende das Haupt der Gesellschaft in Trunknen mit ihnen zu
kosen,
Ohne Glieder und Kopf finden sie Schätze bereit.
Bringe mir Wein wie Purpur gefärbet, ich will dann
erzählen,
Und als Musulmann dennoch bestehen dabey.
Ha! ich schwör's bey dem Staube der Füße der Trinker
am Morgen,
Seit ich am Schenkenthor trunken die Wache versah,
Bin ich noch nie bei heuchelnden Frommen
vorübergegangen,
Die nicht unter dem Kleid hätten den Gürtel gehabt.
Bei dem herzenbezwingenden Haar beschwör' ich dich,
Freundinn,
Thue Gutes, daß dich Gott vor'm Ruine bewahr'!
Wende das Auge der Huld nicht ab von der Lage Hafisens,
Sonsten beschwer' ich mich bei dem Wesir der Zeit.
Er ein Wesir wie ein König der Herr der Zeiten und Erde,
Dem verborgen nicht ist Menschen und Dschinnengeschäft.
Mohammed Ali's Sohn, die Stütze des Reichs und
des Glaubens,
Göttlicher Schimmer strahlt von der erleuchtenden Stirn.
Lobenswürdiger Tugenden voll, geziemt dir mit Rechten
Anspruchsvolles Recht auf die Beschirmung der Welt.
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