Aus: Der Buchstabe Be
III. (3)
Seht! wie der
Morgen lacht! o reich't statt der Sonne den Becher!
Jetzt ist die Zeit! o reichet den Wein her!
Einsam im Haus! Ein freundlicher Schenk, ein lieblicher Sänger!
Tage der Lust, des Bechers, der Jugend!
Unser Gemüth zu erfreuen, und die Schönheit des Festes zu schmücken,
Ziemen zum Gold nur geschmolzne Rubinen? 1
Liebling und Sänger reichen die Hand, die Trunkenen tanzen,
Schenkengekos macht schlaflos die Trinker.
Wir sind allein, und sicher ists hier im Zirkel der Trauten,
Offen sind nur die Thore der Wollust.
Kundig der Anmuth des Weins verbarg die Natur, die gewandte,
Rosenwasser ins tiefste der Blätter,
Seit daß meinem Mond die Perlen Hafisens gefallen,
Horchet selbst Suhre den Tönen der Laute.
1 Anspielung auf den Rubinenbecher
Dschemschids aus dem die alten persischen Könige am Neujahrsfeste am
ersten Tage des Frühlings der zurückkehrenden Sonne Heil und Segen
zutranken.
Ein schönes Epigramm, das rothen Wein mit Onyx vergleicht, findet sich
in der persischen Anthologie S. 61 von Rüdegi:
Wer immer sieht den onyxfarben Wein
Hält ihn für Onyx auf den ersten Schein.
Und beyde sind ein wahrer Edelstein.
Der eine flüß'ge, jener eine harte Spende;
Wer diesen kaum berührt, färbt sich damit die Hände,
Wer ihn gekostet kaum, fühlt ihn im Kopf behende.
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