Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Sa

XI. (11)

Weggeführt ist mein Herz von einem schelmischen Auge
Einem Lügner, Betrüger und Mörder.

Mondgesichtern die uns mit zerschlitzten Hemden erscheinen 1
Bring' ich der Frömmigkeit Kleider zum Opfer.

Dankbar dafür, daß eine Schönheit wie du auf die Welt kam
Gieße Wein auf adamischen Staub aus.

Arm und wund erschein ich vor dir, erbarme dich meiner
Deine Liebe nur bring' ich als Gabe.

Ich bin ein Freund des Herzen entflammenden Wortes nicht dessen
Welches Wasser auf flammende Gluth gießt.

Komm! sprach gestern zu mir der leitende Führer der Schenke
Du ergieb dich und flieh nicht das Schicksal.

Sey nicht stolz auf eigne Gewalt, die Geschichte erzählt
Tausend Dinge die Mächtige stürzen.


Bind' mir den Becher aufs Grab, daß in den Stunden des Morgens
Ich die Furcht des Gerichts mir vertrinke.

Keine Hinderniß trenn' den Liebenden von dem Geliebten
Lüfte Hafis den Schleier der Selbstsucht.

 

1 Mondgesichter mit zerschlitzten Hemden, das ist Knaben oder Mädchen schön wie Jusuf, dessen zerschlitztes Hemd erst von seinen Brüdern dem alten Vater Jakob gebracht ward, als ob ihn der Wolf zerrissen, und der hernach in Aegypten mit zerschlitztem Hemde den Versuchungen Suleiha's entfloh.


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