Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Lam

IX. (9)

Jahji, der Erbe Mosaffers, 1
Er, der vollkomm'ne Fürst,
Der Herr der Welt, des Glaubens Sieg
Ist ein gerechter Schah.

O Thüreschwell' des wahren Heils,
Der Gläub'gen Zufluchtsort,
Du thatst der Seele Fenster, thatst
Die Thür des Herzens auf.

Der Seele, dem Verstande ziemt,
Dein Lobspruch und dein Preis,
Denn über Raum und Zeiten dehnt,
Sich deine Gnade aus.

Am Tage der Bestimmung fiel
Ein Tröpflein deines Kiels
Hin auf den Mond, wovon er schwarz
Und ganz verfinstert ward. 2


Die Sonne als sie dieses Maal
Erblickte, sprach bei sich:
O wäre ich so glücklich nur,
Als jener Mohr es ist!

O Schah! der Himmel selber tanzt,
Aus Lust bei deinem Fest,
O ziehe deine Hand vom Saum
Des Freudenlärms nicht ab!

Du trinke Wein, verschenk' dabei
Die Güter einer Welt,
In deiner Locken Banden liegt
Des Feindes Hals verstrickt.

Des Himmels Lauf geht kurze Zeit,
Den Weg der Billigkeit,
Erfreue Dich, der Böse fand
Den Weg zum Posten nicht.

Hafis! es ist des Schatzes Thor,
Der Gnaden Schenkeplatz,
Deßhalben sey du unbesorgt,
Um deiner Nahrung Loos.

 

1 Schah Jahji aus der Dynastie Mosaffer; ein vollkommner Chosroes.

2 Ein Tropfe deiner Feder fiel in den Mond, daher die Mondesfinsternisse; die Sonne würde die Gnade, wie der Mond durch dich verfinstert zu werden ihrem Glanze vorgezogen haben. (Der Schluß ist eine feine Wendung einer Bitte, die der Dichter nicht schmeichelhafter, und folglich auch nicht wirksamer dem Schahe hätte vortragen können).


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