Aus: der Buchstabe Cha
I. (1)
Mein Herz verlangt nach dem Gesicht Farruch's, 1
Es ist verwirret wie das Haar Farruch's,
Ich nehme aus sein Hindufarbes Haar,
Sonst Niemand naht sich dem Gesicht Farruch's,
O dreymal glücklich ist er, dieser Schwarze, 2
Er, der Begleiter und Gefährt' Farruch's,
Wie Weiden zittert die Cypreß' im Garten,
Sobald sie sieht den hohen Wuchs Farruch's 3
Gieb mir den safranfarben Wein, o Schenke,
Zum Angedenken der Narziß' Farruch's. 4
Aus Gram hat sich mein Leib gekrümmt zum Bogen,
Zum Bogen wie die Augenbraun' Farruch's,
Den Moschushauch vom Tartarland beschämet,
Der Hauch des Ambradufts vom Haar Farruch's.
Wenn jedes Herz sich neigt nach einer Seite,
So neiget meines sich ganz zu Farruch.
Ich diene gern dem hohen Geist von Jenem,
Der wie Hafis sich nennt ein Sklav Farruch's. 5
1 Der wahre oder erdichtete Name
eines Lieblings des Dichters.
2 Das
schwarze Haar wird hier zum Eunuchen personificirt, der
allein des Glückes theilhaftig ist, sich dem Hareme des
schönen Gesichtes zu nahen.
3 Aus
Eifersucht und Neid zittert die Cypreße über den
schönen Wuchs, der ihre Form beschämet.
4 Die Narziße, das
Auge; liebetrunkene Augen werden trunknen Narzißen
verglichen, und daher die Verbindung zwischen dem Auge
des Geliebten und dem Wein, den der Dichter vom Schenken
fodert.
5 Sudi
bemerkt zu Ende dieser Gasel: es fänden sich unter den
Versen Hafisens wohl manche leichte und lose, und zu
diesen gehörten die vier eben gelesenen.
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