Aus: Mukathaat
19.
Du, o Monarch, du, o Gerechter,
Du Meer an Huld, du Leu an Muth,
Du, dessen Ruhme jede Ehre
Gebührt als wohlverdientes Gut!
Den ganzen Erdkreis hat bezwungen
Und üb'rall hin den Sieg gebracht
Der Ruf der dich Beglückten1 preiset,
Und deine königliche Macht.
Es haben über meine Lage.
Dich Geisterstimmen schon belehrt
Und dir gesagt, in Nacht und Dunkel
Sei meines Tages Licht verkehrt.
Was in drei Jahren ich erworben
Beim Könige und beim Vesir,
Das nahm in einem Augenblicke
Der Schlägelspieler »Himmel«2 mir.
Ich habe gestern Nachts im Schlafe
Als Traumgebilde mich geseh'n
Des Morgens an des Königs Stalle
Ganz in geheim Vorübergeh'n;
Und, angebunden, Gerste essend,
Befand im Stall ein Maulthier sich:
Es rüttelte am Futtersacke
Und sprach zu mir: »Erkennst du mich?«
Da ich mich nicht im Stande fühle
Zu deuten dieses Traumgesicht,
So thu' denn du es, denn an Scharfsinn
Vergleicht sich dir ein Zweiter nicht.3
1 Dieses Bruchstück ist zum Lobe Sultan
Messud's gedichtet, dessen Name der Beglückte heisst.
2 D.h. Das Schicksal, das mit den Menschen spielt, wie derjenige, der
den Schlägel hält mit dem Balle.
3 Hafisen war sein Maulthier gestohlen worden, das er nun im Traume im
königlichen Stalle gesehen zu haben vorgibt.
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