Die Freude in Gott ist
immer neu, weil sie sich immer wiederholt, wie das Sonnenlicht, das
Licht der Kerze, die rieselnde Quelle immer neu ist, weil sie sich
beständig erneuert. Die himmlische Freude ist daher immer neu, ohne
Mangel, ohne nachzulassen oder zu altern. Das Immerwährende darf nicht als
ein Altwerden gedacht werden; denn es geht nie in Vergangenheit oder
Zukunft über, es ist ein beständiges Heute, denn es wird erzeugt, wie der
Sohn Gottes, von dem der Prophet sagt: "Heute habe ich dich gezeugt". Das
Heute geht nie in Vergangenheit oder Zukunft über, sondern ist immer neu.
So ist es bei den Werken Gottes, von welchen es heißt: "Siehe, ich mache
Alles neu". So ist das Leben immer neu im Körper, weil die Einwirkung der
Seele eine continuirliche ist. Die Neuheit ist, reiflich erwogen, über der
Zeit und vor ihr, da auch die Zeit durch die Neuheit eine neue genannt
wird. Jeder Zeitmoment ist neu, weil er keine Vergangenheit und Zukunft
ist. Und wie in der Zeit alles neu ist, so auch in allem Erschaffenen.
Daher ist Alles neu, sofern es in Wirklichkeit tritt. Die Neuheit ist
daher das Princip, welches in Allem das wirkliche Sein verleiht. Nur von
Gott kommt diese Neuheit, weil er der Schöpfer ist; die Creatur ist die
ins Sein aufgenommene Neuheit; indem Gott aus Nichts den Himmel neu schuf,
ist die auf diese Weise ins Sein aufgenommene Neuheit - Himmel geworden;
ebenso bei allen andern Geschöpfen. Die Neuheit ist aber nicht in
beständigem Flusse, sondern sie ist die Erneuerung Eines und Desselben,
über den Begriff der Zeit hinaus. Wenn z. B. etwas durch Feuer sein Sein
hätte, wie das Gold, so würde dieses bei Abwesenheit des Feuers nicht
sein, dagegen bei Anwesenheit desselben stets erneuert werden. Die
Philosophen, welche sagen, das Sein müsse man bei der beständigen Strömung
der Zeit nicht anders denken als ein Werden, denken sich das Sein nicht
als etwas Beständiges, in irgend einem Zeitmomente. Ich aber fasse das
Sein als etwas Beständiges, weil es nie altert, wie das Jetzt der Zeit nie
altert, sondern es wird dasselbe Jetzt erneuert, weil es vom Schöpfer
nicht mittelst des Nacheinander der Zeit, sondern unmittelbar herrührt,
nach der Zeit, welche nur die Entfaltung desselben ist, wie die Zahl
die Entfaltung der Einheit. Die Neuheit, absolut betrachtet, ist ewig;
denn vor der Neuheit kann nichts sein als die Ewigkeit. Die Neuheit wird
von der Ewigkeit erzeugt. Sie ist die stets neue Ewigkeit. Ist die
Ewigkeit der Anfang ohne Anfang, oder der allmächtige Vater, so ist die
Neuheit der Anfang vom Anfange oder der Sohn, der die ewige Neuheit ist,
durch welche Alles erschaffen ist. ... Die ewige Liebe geht aus beiden
hervor als heiliger Geist ... Durch ihn werden daher die Herzen
erneuert. Reinigung, Läuterung und was zur Neuschaffung gehört, geht
von ihm aus. Das Reich der Glückseligkeit ist daher die Freude im
heiligen Geiste.