Nach der ew'gen
Lebensquelle
Lechzend in der Wüste Sand,
Glüht die Seele, in der Zelle
Ihres Leibes fern verbannt;
Seufzend ringt sie nach der Helle
In dem süßen Vaterland.
Ach, bedrängt von Last und Mühen,
Schaut zum Himmel sie empor,
Wo in ew'gen Wonnen blühen,
Die, so Gott zum Licht erkor;
Und vor Harm will sie zerglühen,
Daß durch Schuld sie ihn verlor.
Wann, o wann wird sie erscheinen,
Jenes Friedens Lieblichkeit,
In der Stadt, der ewig reinen,
Durch die Gottheit selbst erfreut,
Wo sich auch lebend'gen Steinen
Strahlend jede Wohnung reiht?
Nur von Perlen und Juwelen
Glänzt der Bau an diesem Ort,
Gold, befreit von allen Fehlen,
Deckt wie Glas die Straßen dort;
Nie ein Schatten trübt die Seelen,
Schmerz und Harm sind ewig fort.
Sommersgluth und Winterstosen
Dringt nicht in des Himmels Thor;
Purpurn glühen dort die Rosen
Stets im Frühlingslicht empor,
Lilien glänzen, unbegossen
Glüht der Himmelsblüthen Flor.
Wiesen grünen, Saaten blinken
Süße Balsamlüfte weh'n,
Und aus Honigbächen trinken
Palmen, die am Ufer steh'n;
Mild aus grünen Hainen winken
Güldne Früchte in den Höhen.
Nimmer folgt der Sterne Flimmer
Hier der Sonne, noch dem Mond;
Lichtvoll hellt des Lammes Schimmer
Jene Stadt, die oben thront;
Nacht, im ew'gen Tag, ist nimmer,
Da hier keine Zeit mehr wohnt.
Sonnen ähnlich strahlen alle
Heiligen im Himmelssaal;
Und in lautem Jubelschalle,
Sieggekrönt beim ew'gen Mahl,
Feiern froh in Gottes Halle
Nun sie ihrer Siege Zahl.
Alle Schuld ist längst vergeben,
Ferne ist des Fleisches Streit;
Einen Sinn, Ein himmlisch Streben
Fühlt es mit dem Geist erneut;
Ewig schweben sie, umgeben
Von des Friedens Lieblichkeit.
Und vom Pilgerkleid befreiet,
Wandelnd in des Ursprungs Zier,
Schau'n, zur Wahrheit sie geweihet,
Alle froh sie mit Begier;
O wie labet und erfreuet
Sie der Quell des Lebens hier!
Unverändert diese Freuden
Wünschen Alle ewiglich;
Klar, lebendig, jauchzend kleiden
Sie in stete Jugend sich,
Da das Alter und das Leiden
Und die Krankheit ferne wich.
Ewig gleich verfließt ihr Leben,
Denn Vergänglichkeit verging;
Und unsterblich blühend schweben
Sie im unermeßnen Ring,
Da des Todes Recht, im Leben,
Längst zertrümmert unterging.
Wo die Weisheit selber schaltet,
Was ist dort wohl unbewußt,
Wo das Tiefste sich entfaltet
Jedem in des Andern Brust?
Nur ein einz'ger Wille waltet
In der Eintracht höchsten Lust.
Glänzen Kronen auch verschieden,
Nach der Kämpfer Sieg und Muth,
Doch liebt Jeder, höchst zufrieden,
Alle in der Liebe Gluth;
So als eigen wird beschieden
Jedem aller Andern Gut.
Was der Seele Trost gewähret,
Dahin sehnt die Seele sich:
Heil'gen Seelen hier bescheeret
Mit den Engeln ewiglich
Wird das Brod, das stärkt und nähret,
Und sie Gott eint inniglich.
Satt und gierig immerwährend
Wünschen sie, was Gott verlieh;
Sättigung wird nie beschwerend,
Und der Hunger quälet nie;
Stets begehrend, stets sich nährend,
Wünschen und genießen sie.
Ewig neue Harmonieen
Singt der Sänger sel'ger Chor,
Und in Wonnemelodieen
Wallet Preis zu Gott empor,
Der in Huld den Kampf verliehen,
Und zu Siegern sie erkor.
Heil der Seele! die auf immer
Klar des Himmels König sieht.
Hoch und fern vom Erdgewimmer
Schaut sie, wie der Erdball flieht,
Wie hier Schimmer, dort Geflimmer
Tiefer Sterne wogt und glüht.
Christus, deiner Sieger Krone,
Führe mich in dieses Schloß;
Gib von deinem Gnadenthrone,
Bin ich einst des Kampfes los,
Daß, zum Lohne, dort ich wohne,
Deiner Heiligen Genoß.
Willst du, daß mein Kampf noch währe,
O so gib mir Kraft im Streit;
Doch dem Sieger dann gewähre
Ruhe in der Seligkeit;
Und beschere, dir zur Ehre,
Mir dich selbst in Ewigkeit!