Heilige Liebesspur

Worte von Heiligen, Mystikern und anderen Hellhörigen
(vom 5. Mai 2010)

(c) Günter Havlena - Pixelio.de




Katharina von Siena
(1347-1380)




Vom Ursprung, von den Erfordernissen
und von den Wirkungen der
wahrhaften Liebe zu Gott
 

Gott, die Liebe, sah, daß das menschliche Herz nicht anders als durch Liebe zu gewinnen sei, wie es denn durch Liebe geschaffen und darum zur Liebe so sehr geneigt ist. So warf er denn dem Menschen den Angel der Liebe zu, indem Er ihm sein Wort und seinen Sohn schenkte, und ihn mit unserer Menschheit bekleidete, um einen dauernden Frieden zu stiften. -

Mein Wille ist es, spricht der HErr, daß du Mich allezeit und über Alles liebest. So muß denn erstlich dein Wille von aller irdischen Begierde und sinnlichen Liebe frei, abgeschieden und rein seyn, daß du in diesem Leben nichts Sterbliches, Vergängliches und Zeitliches anders als nur um Meinetwillen liebest; ja du sollst weder Mich, noch dich, noch deinen Nächsten um deinetwillen, sondern Mich um Meinetwillen, dich um Meinetwillen und auch deinen Nächsten um Meinetwillen lieben.
Du mußt zweitens in allen deinen Gedanken, Werken und Übungen nur Meine Ehre und Verherrlichung im Auge haben und dich bestreben, Mich allein zu loben durch Gebete, Worte und Werke, und dahin trachten, daß nicht nur du selbst, sondern auch alle Andern Mich kennen, lieben und ehren.
Du mußt dir drittens die Gemüthsfassung zu verschaffen suchen, in der du mit Mir so verbunden, und dein Wille meinem vollkommenen Willen so gleichförmig werde, daß du nicht nur das Böse, sondern auch das Gute nicht willst, das Ich nicht will. Der Friede deines Herzens und die Ruhe deines Gemüthes soll nicht gestört werden, es möge dir in diesem Leben begegnen, was da wolle. Du mußt unveränderlich fest glauben, daß Ich, dein allmächtiger Gott, dich mehr liebe, als du dich selbst liebest, daß Ich besser für dich sorge, als du selbst es thun kannst. Je mehr du dich Mir anvertraust, desto mehr werde Ich dir helfen, dir nahe seyn und dich meine freundliche Liebe fühlen lassen.
Wer standhaft und völlig seinen Willen verläugnet, gefällt Mir am besten, und Ich bin allezeit mit ihm, denn es ist Mir nichts angenehmer und lieber, als durch Meine Gnade mit euch umzugehen, in euch zu wohnen und zu wirken. Es ist Meine Lust, bei den Menschenkindern zu seyn, um sie aus freiem Willen durch Meine Gnade in Mich umzugestalten, und durch die Mittheilung Meiner Vollkommenheit und besonders Meiner Ruhe und Meines Friedens mit Mir
zu vereinigen. -

Wenn deine Seele nicht von aller Eigenliebe und Begierde, sich selbst und der Welt zu gefallen, entblößt ist, so kann sie die heilige und vollkommene Liebe nicht erlangen. Denn wenn diese dich mit Gott und dem Nächsten vereiniget, so scheidet dich jene davon. Sie tödtet dich, ist voll Verwirrung und Finsterniß, versetzt dich in Streit und schließt das Herz zu, da hingegen die heilige Liebe Leben, Licht und Frieden gibt, das Herz eröffnet und erweitert, Freund und Feind in sich aufnimmt.
(Aus Briefen)

 

Text aus: Stimmen aus dem Heiligthum der christlichen
Mystik und Theosophie. Für Freunde des inneren Lebens
und der tiefern Erkenntniß der göttlichen Dinge
gesammelt und herausgegeben von
Dr. Julius Hamberger [1801-1885]
Erster Theil Stuttgart 1857 (S. 103-104)

 

Bild: (c) Günter Havlena - Pixelio.de





 


 

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