Carmen Sylva
(1843-1916)
Ewige Liebe
Wars daß der dunkle Tannebaum
Die Buche sich erkor?
War sies, die sich im Jugendtraum
In seinem Arm verlor?
Sie halten sich umschlungen fest
Für alle Lebenszeit,
Es schmückt sein düsteres Geäst
Ihr wechselnd Farbenkleid.
Und da ihr Kleid zur Erde fällt,
Schützt sie sein starker Arm,
Vor eisig kalter, rauher Welt
Hält er die Zarte warm.
Und wenn im Frühling er sein Weib
Sieht jugendfrisch erblühn,
Vor Freude schmückt den alten Leib
Er selbst mit jungem Grün.
Aus: Meine Ruh von
Carmen Sylva
Höhen und Tiefen
Zweite Auflage Berlin 1885 (S. 79)
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