Robert
Hamerling
(1830-1889)
Du
Noch zarter, als die ich dir sang, die Lieder,
Noch süßer als ein Kuß, von dir gegeben,
Ist jenes holde Du, mein süßes Leben!
Das traulich zwischen uns geht hin und wieder.
Ein Vöglein scheint es mir im Glanzgefieder,
Dess' gold'ne Schwingen leise zu mir streben;
Mein Ohr berührt's in wunderholdem Schweben,
Und läßt zuletzt sich mir im Herzen nieder.
Zu künden das Geheimnis ganz, das süße,
Versuchten wir mit Worten leeren Schalles:
Nun fanden wir den sprechendsten der Grüße.
Was braucht es noch des Reims und Silbenfalles?
Was selbst der Liebesblicke, Thränen, Küsse?
Mit einem Wörtchen sagen wir uns Alles.
Aus: Hamerlings Werke
Volksausgabe in vier Bänden
Ausgewählt und herausgegeben
von Dr. Michael Maria Rabenlechner
Mit einem Geleitwort von Peter Rosegger Zweite Auflage
Dritter Band Hamburg Verlagsanstalt
und Druckerei A.- G. (vorm. J. F. Richter) (o. J.) (S. 249-250)
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