Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Liebe ist von Ewigkeit
O saget nicht, daß Liebe sterben kann,
Sie stirbt nicht gleich den anderen Gefühlen,
Wenn hin das Leben stirbt, denn sie ist ewig.
Die andern Leidenschaften sind nur eitel,
Sie sind vergänglich wie die Dunstgebilde.
Die Ehrfurcht kann nicht in dem Himmel wohnen,
Der Geiz, der Stolz, nicht in dem Sitz des Lichts;
Aus ird'schem Stoff, gehören sie der Erde
Und sterben da, wo sie geboren wurden.
Die Liebe aber ist nicht zu zerstören,
Ihr heiliges Feuer brennt in Ewigkeit.
Sie stammt vom Himmel, darum kehrt sie wieder
Zum Himmel auch zurück. Sie ist hienieden
Ein oft verfolgter Gast, sie wird betrogen,
Mit falschem Schwur getäuscht, wird unterdrückt -
So wird sie hier geprüft und rein geläutert
Und hat im Himmel ihren steten Sitz.
Hier saet sie aus mit Kummer und mit Thränen,
Dort sammelt sie die reiche Ernte ein.
Aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 141)
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