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Elsa Asenijeff
(1867-1941)
DIE BLUME AN DEN FRÜHLING
Seine Stimme ist eine tiefe Macht!
Sein Blick ist weich wie die Frühlingsnacht . . .
Sein Mund, der blutrot blüht,
Hat in meinen Tod geglüht:
Da bin ich auferstanden
Ans frohe Licht! . .
(S. 13)
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AN EINE ORCHIDEE
Du wirst in seinen Händen sein,
Du Geliebte!
Und darfst sein blasses Antlitz schauen,
Und wirst wie traurige Frauen
Dran sterben, dass du ihn sahst.
Und dein Veratmen ist wunderschön –
Ungesehen, doch ihn schauend hin überzugehen –
An seinem Anblick ins Nichts . . . .
(S. 18)
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HEIMLICHER JUBEL
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
(S. 18)
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FLEHEN
Mein Herz ist einfach
Wie ein Kinderherz
Verzeih ihm nur und zürne nicht:
Es kann nicht zweie lieben,
Nur einen immerzu
Und – ja – der eine –
Der bist du! (S. 26)
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WEIBES GEBET AN DEN EINEN
Meine Lippen formen deinen Namen,
Als den Samen aller Glut,
In dem alles brennende Leben ruht.
Mein Sehnen formt deine Eigenart –
(Wie bist du kraftvoll und doch so zart!)
Mein Blut – will deinen köstlichen Leib
Nachformen –:
Denn ich bin ein Weib!!
(S. 35)
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KÖNIGIN DER LIEBE
Mein wildes Blut hat nun geboten:
Die Nacht ist gross –
Hoch vor Gesetz und Sitte steht mein Thron
Zur Freude mir, den Menschen Hohn.
Komm her! Du Erdberauschter Sohn,
Dein Frühling ist mein Schoss!
Sei namenlos –
Komm her! Die Nacht ist gross – – – – –
(S. 37)
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HAUCH DER LIEBE
Einziger Mann!
Ich erbettle so wenig:
Lass mich in deinem Leben Geringstes –
Das Kleinste sein –!
Lass mich dir
Wie der Hauch einer Blume sein –:
Aber nur dein . . . –!
Dein . . . (S. 41)
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ZARTE LIEBE
Du gingst nach deiner Liebsten aus –
Die Nacht
War es so dunkel –
Da stand ich als Flamme
Vor deinem Haus
Damit du heil zurückkommst . . .
Und
– ich bin ganz verbrannt . . .
(S. 73)
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EINEM SCHÖNEN
Auf Rosenblätter will ich seinen Namen und sein Leben hauchen,
Damit die Nachtigallen, wenn sie mild in schwüle Düfte tauchen,
Sein Lob aus allen Zweigen klingend singen –
Und ihm die Liebe einer Welt erringen!
(S. 80)
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SEUFZER AN DEN EINZIG-GELIEBTEN
Und ist der Tod mir da
Fern – oder nah –
Ich will ihn lächelnd grüssen
Denn ich sterbe leicht –
Mit deinem süssen, süssen
Namen aus der Lippen
Letzten Hauch
Löscht mein schwaches Leben aus. – –
(S. 94)
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EIN AUFSTRAHLEN –!
Du bist meines Lebens
Halt und süsser Sinn,
Mann der Sonne!
Wonne
Reisst mich hin . . .
(S. 107)
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Aus: Elsa Asenijeff
Die neue Scheherazade
Ein Roman in Gefühlen
Georg Müller, München 1913
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