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Georg Friedrich
Daumer
(1800-1875)
O wär' ich ein See, so spiegelhell,
Und du die Sonne, die ihm blickte!
O wär' ich ein klarer Wiesenquell,
Und du die Blume, die ihm nickte!
O wär' ich ein grüner Rosendorn
Und du die Rose, die ihn schmückte!
O wär' ich ein süßes, süßes Korn,
Und du der Vogel, der es pickte!
(S. 9)
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Ich bin ein armes Lämpchen nur,
Ein dämmerndes in dunkler Nacht;
Du bist die lichte Morgenpracht
Aufstrahlend im Azur.
Du strahle nur, du prange nur!
Wiewohl vor deinem Angesicht
Des armen Lämpchens Auge bricht,
Ich bebe nicht, ich bange nicht;
Du leuchte nur,
Und ich vergehe gern in deinem Licht.
(S. 23)
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Ach, wie süß, wie süß sie duftet,
Deiner Locke krause Zier!
Doch sie duftete noch süßer,
Duftete dein Herz mit ihr.
(S. 51)
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Was existirt in dieser Welt? -
Die Taube mit dem Tauber.
Denn Existenz hat Liebe nur
Nur Liebe Werth und Zauber.
(S. 59)
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Bitter ist die Welt und nicht
Ohne Kandel zu genießen;
Doch ich kenne Lippen, die
Diese ganze Welt versüßen.
(S. 74)
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Wie stimmst du mich zur Andacht,
Der ich so arm an Frömmigkeit erscheine,
Und doch dem Herrn der Welten
Die heiße Thräne meines Dankes weine,
Daß in die Welt gesendet
Solch eine Schönheit wurde, wie die deine!
(S. 76)
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Zechen will ich Glas auf Glas,
Küssen will ich Kuß auf Kuß,
Lieben will ich ohne Maß,
Trinken will ich ohne Schluß.
(S. 86)
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Aus: Hafis
Eine Sammlung persischer Gedichte Nebst poetischen Zugaben
aus verschiedenen Völkern und Ländern.
Von G. Fr. Daumer Hamburg Bei Hoffmann und Campe 1846
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