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Max Dauthendey
(1867-1918)
An deinen Lippen
Deine Küsse halten mich glühend wach,
Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach.
An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
Mein Herz springt ins Feuer, mein Auge loht.
Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen
Im letzten Himmel verschwinden müssen.
(S. 144-145)
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Deine Küsse, deine
Brüste, deine Arme
Pressen noch lüstewarm meinen Leib.
Dein Blut, dein Fleisch
Ruht noch lüstewarm an mir.
Meine Schritte schallen,
Meine Schritte fallen härter von Stein zu Stein,
Die Erde nimmt mich in ihre Mitte,
Verwundert fällt es mir ein:
Wir lagen draußen im Weltenraum,
Wir beide allein. (S.
103)
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Du gabst mir deinen
kleinen, weichen Leib,
Du lagst so opfernd still.
In deinem Leibe müssen Lippen ruhn,
Die sehnen sich, mir wohlzutun
Und mein Geschlecht zu küssen.
(S. 104)
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Einst werden Sonn' und Sterne kalt
Du liegst so gut in meinem Arm,
So gut ruht nur in mir mein Herz.
Wir schweben wie das Feuer fort
Und leben nur der Küsse Leben.
Einst werden Sonn' und Sterne kalt,
Uns hat der Tod vergessen müssen,
Und tausend, tausend Jahre alt
Leben wir noch in jungen Küssen.
(S. 188)
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Die Uhr zeigt
heute keine Zeit
Ich bin so glücklich von deinen Küssen,
Daß alle Dinge es spüren müssen.
Mein Herz in wogender Brust mir liegt,
Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt.
Und fällt auch Regen heut ohne Ende,
Es regnet Blumen in meine Hände.
Die Stund', die so durchs Zimmer geht,
Auf keiner Uhr als Ziffer steht;
Die Uhr zeigt heute keine Zeit,
Sie deutet hinaus in die Ewigkeit.
(S. 295)
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Sanft legte dich
die Liebe auf mein Bett
Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett
In deinem schönsten Kleid aus Scham und Blöße,
Und draußen kam die Nacht auf atemlosen Schnee,
Und auch Gottvater kam in atemloser Größe.
Mit vollem Auge hat der Gott geweint, gelacht.
Du hast dein Herz und deinen Leib
Zur Krone dieser Nacht gemacht.
(S. 182)
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Aus: Max Dauthendey:
Gesammelte Werke.
In sechs Bänden. Vierter Band: Lyrik und kleinere Versdichtungen.
Albert Langen München 1925
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