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Theresa Gröhe (Ps. T.
Resa)
(1853-1929)
Ich weiß ...
Wie schwül die Nächte sind und sehnsuchtsbang'! -
Zuweilen weht zu mir in weicher Luft
Von Lenzwindtosen ein verlorner Klang -
Von Lenzwindblüten ein verwehter Duft;
Dann schluchz' ich auf - und weiß - und weiß gewiß:
Daß heiß dein Herz nach meinem Herzen ruft.
(S. 13)
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Rosen
Welch' leuchtende, eisige Nacht!
Tiefer Schnee auf Wegen und Stegen,
Doch du kommst mir entgegen,
Und der sonnigste Frühling lacht.
Deine Lippen, wie heiß
Von heimlichen Küssen und Kosen!
Glühende Rosen
Mitten im Schnee und Eis.
(S. 98)
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Erinnerung
Erinnerung! holde Blüte, die kein Frost
Vom Baum des Lebens tückisch streifen kann,
Goldklarer Wein, aus wildem jungen Most! -
Als Gott der Herr den Menschen zürnend stieß
Aus Eden in der Erde dunklen Bann,
Gab er uns dich! - du einz'ges Paradies,
Daraus kein Cherub uns vertreiben kann.
(S. 153)
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Aus: Gedichte von T.
Resa
Königsberg i. Pr. Thomas & Oppermann
(Ferd. Beyers Buchhandlung) 1900
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