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Friedrich Hölderlin
(1770-1843)
AN DIOTIMA
Schönes Leben! du lebst, wie die zarten Blüten im Winter,
In der gealterten Welt blühst du verschlossen, allein.
Liebend strebst du hinaus, dich zu sonnen am Lichte des Frühlings,
Zu erwarmen an ihr, suchst du die Jugend der Welt.
Deine Sonne, die schönere Zeit, ist untergegangen
Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nun.
(S. 214)
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DAS UNVERZEIHLICHE
Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr den Künstler höhnt,
Und den tieferen Geist klein und gemein versteht,
Gott vergibt es, doch stört nur
Nie den Frieden der Liebenden.
(S. 223)
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Aus: Friedrich
Hölderlin: Sämtliche Werke und Briefe.
Erster Band. Carl Hanser Verlag München 1981 (3. Auflage)
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