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Mia Holm
(1845-1912)
Halte still
Halte still, Geliebter, still,
Lass das Küssen, Neigen,
Nur in Stille kann der Gott
Seine Wunder zeigen.
Das Gefühl Unendlichkeit,
Echter Liebe eigen,
Fühl ich still von dir zu mir
Auf und nieder steigen.
(S. 18)
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Deingedenken
Deine lieben klaren Augen
Grüssen mich aus weiter Ferne,
Schimmern sanft zu mir herüber,
Wie durch Nebel helle Sterne.
Denk ich dein, so kehren wieder
Märchenglanz und Kinderträume,
Durch die Seele geht ein Rauschen,
Wie durch grüne Waldesbäume.
(S. 24)
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Nicht Liebe ist's
Nicht Liebe ist's, doch was es ist,
Ich weiss es nicht zu sagen,
Es hält mich sicher, hebt mich hoch,
Es ist so leicht zu tragen.
Ich bin mich selbst so lieblich los,
Ich bin wie neugeboren,
Ich hab mich, wie der Fluss ins Meer,
In dein Gemüt verloren.
(S. 64)
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Aus: Verse von Mia
Holm
Albert Langen Verlag Paris Leipzig München 1900
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