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Nikolaus Lenau
(1802-1850)
Scheideblick
Als ein unergründlich Wonnemeer
Strahlte mir dein tiefer Seelenblick;
Scheiden mußt' ich ohne Wiederkehr,
Und ich habe scheidend all mein Glück
Still versenkt in dieses tiefe Meer.
(Band 1 S. 337)
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Der Himmel sammt
...
Der Himmel sammt funkelnder Sternen
So wird meine Liebe doch ewig bestehen
Zu der holden erwählten Geliebten
(Band 2 S. 337)
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Die bezaubernde
Stelle
Liebende, die weinend mußten scheiden, -
Wenn nach heißer Sehnsucht langen Leiden
Sie ans Herz sich endlich dürften pressen,
Würden sich zu küssen hier vergessen.
(Band 2 S. 334)
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Stumme Liebe
Ließe doch ein hold Geschick
Mich in deinen Zaubernähen,
Mich in deinem Wonneblick
Still verglühen und vergehen;
Wie das fromme Lampenlicht
Sterbend glüht in stummer Wonne
Vor dem schönen Angesicht
Dieser himmlischen Madonne! -
(Band 1 S. 312)
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Frage nicht
Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?
Ich weiß es nicht, und will nicht fragen;
Mein Herz behalte seine Kunde,
Wie tief es dein im Grunde.
O still! ich möchte sonst erschrecken,
Könnt' ich die Stelle nicht entdecken,
Die unzerstört für Gott verbliebe
Beim Tode deiner Liebe.
(Band 2 S. 213)
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Aus:
Nikolaus Lenau Werke und Briefe.
Historisch-kritische Gesamtausgabe.
Herausgegeben im Auftrag der Internationalen Lenau-Gesellschaft
Wien 1995 Deuticke Klett-Cotta
Band 1: Gedichte bis 1834
Herausgegeben von Herbert Zeman und Michael Ritter
in Zusammenarbeit mit Wolfgang Neuber und Xavier Vicat
Band 2: Neuere Gedichte und lyrische Nachlese
Herausgegeben von Antal Madl
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