Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Beim Wein
Ich sitze beim Wein,
fröhlich zu sein . .
und Geigen klingen
und lachen und singen . .
doch . . es ist nichts ... allein!
es macht bloß das Herz schwer,
sieht man die andern
alle zu Zwein . .
und wär er vom besten,
er schmeckt nicht rein!
An den Wänden sind Bilder
von Mosel und Rhein:
Berge, Burgen,
Sonnenschein ...
und gewesene Tage
fallen mir ein . .
da ich da wanderte, auch allein,
doch das Herz voll Lust
und jauchzende Lieder in der Brust.
Da die Straße am Ufer,
die zog ich entlang,
und da oben da stand ich
und pflückte mir Rosen
und sang und sang,
und kaum eine Stunde dann
über der Pfalz
und meine Liebste
hing mir am Hals!
Nein.. nein!
und wär er vom besten,
er schmeckt nicht rein!
es ist nichts,
beim Wein . . allein . . zu sein!
Aus: Cäsar Flaischlen
Mandolinchen Leierkastenmann und Kuckuck
Ein Liederbuch von Sehnsucht und Erfüllung
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin 1921 (S. 37-38)
|