Camill Hoffmann
(1878-1944)
Liebesgedicht
Bitter, Geliebte, schmeckt der Wein der Liebe,
Süß aber ist, ihn mit dir zu trinken,
Süßer unendlich noch, von dir trunken zu sein!
Aus dem trostlosen Siebe der Zeit
Fallen die Tage schwer von Leid.
Keine Zuflucht ist, als in dir versunken zu sein.
Sieh, Geliebte, wenige Brücken blinken
Über dem Strom, der uns Vergessen verheißt.
Wo deine Augen winken, ist der Abschied von Menschen leicht.
Ob es Liebe, ob Wein, ob die holden Schimären des Geistes,
Ist nur, Geliebte, das Ufer drüben erreicht!
Heimat bleibt mir dein Antlitz, dein kindlich-liebes, verwaistes.
Ewiger Tag darin dein Augenpaar,
Traum vom seligsten Untergang dein Haar!
Aus: Camill Hoffmann
(1878-1944)
Zuflucht Späte Gedichte und Erzählungen
Mit einem Nachwort herausgegeben von Dieter Sudhoff
Vergessene Autoren der Moderne XLVIII
Herausgegeben von Marcel Beyer und Karl Riha
Universität-Gesamthochschule Siegen 1990 (S. 12)
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