Hermann Marggraff
(1809-1864)
Wein und Schönheit
Kommt je mein Herz aufs Trockne,
So greif' ich frisch zum Wein
Und will beim Becherfüllen
Mein eigner Schenke sein.
Herbei, ihr zarten Geister
Des Weins, so neckisch toll,
Der seligsten Gedanken
Und muntern Possen voll!
Kommt je mein Herz aufs Trockne,
Dann, Liebste, nahe mild,
Du Becher aller Schönheit,
Der voll vom Leben quillt!
Und lehre mich, wie Eintracht
Der Glieder Zeit und Welt
Gesetzlich, ebenmäßig
Und stark zusammenhält!
So sprüht aus jungen Gliedern
Die ältste Harmonie,
Und aus dem ältsten Weine
Die junge Poesie!
Aus: Gedichte von Hermann Marggraff
Leipzig F. A. Brockhaus 1857 (S. 192-193)
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