Christian Ludwig von Reissig
(1784-1847)
Meine Geliebte
Töne sanft, geliebte Laute;
Wie der West die Veilchen küßt,
Der ich es allein vertraute,
Wer mein holdes Liebchen ist.
Du Geliebte bist die Blume,
Die zu meinem frohsten Spiel
Aus dem schönen Heiligthume
Seliger Naturen fiel!
Lächelst du vor meinen Blicken:
Holde Schöpferinn der Lust! -
Herzberauschendes Entzücken
Gießt sich dann in meine Brust.
Trübte mein Genuß der Wonne
Nie durch Liebchens Trennung sich,
Dann wär' unter Gottes Sonne,
Keiner glücklicher als ich!
Kommt, ihr sollt mein Liebchen kennen, -
Wollt ihr auch verschwiegen seyn? . . .
Nun so will ich es euch nennen,
Seht, es ist mein - Fläschchen Wein!
Aus: Blümchen der
Einsamkeit
von Christian Ludwig Reissig Wien 1809
auf Kosten und im Verlag
bey Johann Baptist Wallishausser (S. 106-107)
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