Elisabeth Braunhoff
(1917)
Einem verwundeten Freunde
5.
Dies ist die Tiefe unsrer Liebesstunde:
Daß Seligkeit, die keine Worte nennen,
Uns wächst aus unerbittlichem Erkennen
Des Kommenden, das immer wacht im Grunde.
Und jeder Tropfen Blut aus dieser Wunde
Wird Flamme, wenn wir ineinander brennen,
Zur Inbrunst wird, was uns versucht zu trennen,
Und Schmerz loht auf zum feierlichsten Bunde.
Geliebter, komm, wir wollen leise sprechen
Und nur von Glück und aller Dinge Süße!
Den Wein, der schmerzlich trunken macht, zu zechen
Sind wir bereit, ob auch kein Tag mehr grüße . . .
Die karge Zeit, bis Weg und Brücken brechen,
Halt meine Hand! - Ich frag' nicht, was ich büße! -
Aus: Elisabeth Braunhoff
Vom fernen Ufer Sonette
Egon Fleischel & Co Berlin 1917 (S. 11)
|