CUPIDO
Der Gott der Liebe, ein Kind, welches aus dem Gehirne der Poeten
gekommen, welche dasselbe mit Flügeln, einem Köcher auf der Schulter,
einem Bogen in der einen, und einer Fackel in der andern Hand, und mit
einer Binde um die Augen abschildern.
Man giebt ihm die Gestalt eines Kindes, weil diejenigen, so sich mit der
Liebe einlassen, insgemein den Verstand bey Seite setzen. Die Pfeile mit
denen er bewaffnet ist, geben zu verstehen, daß auf seine Lustbarkeiten
Verdruß und Qual folgen; die Binde zielt auf seine Blindheit; seine
Flügel zeigen die Unbeständigkeit der Menschen an.
Wer Amorn als ein Kind in solcher Tracht erfunden,
Der hat Natur und Kunst geschickt verbunden.
Denn diese Schilderey zeigt an,
Daß Lieben und Vernunft sich nicht vertragen kann.
Die Flügel wußt er auch sehr schön hier anzubringen.
Denn um der schönen Gunst sich insgesamt bemühn,
Von einer weg und zu der andern fliehn,
Und überall herum zu springen,
Diß sind die tugendhaften Gaben,
So die Verliebten an sich haben.