EROBERUNGEN
Man bedient sich dieses schönen Wortes um die Ehrerbietung anzuzeigen,
so sich eine Schöne erweisen läßt. Die Metapher ist sehr richtig, denn
ein Held macht sich weniger Ruhm daraus, wenn er die größten Provinzen
unter seine Botmässigkeit gebracht, als eine schöne Frau, wenn sie die
Blicke und Aufmerksamkeit vieler Cavaliers an sich gezogen.
Die Waffen, deren man sich bedient, diese Eroberungen vorzunehmen, sind
gewisse kleine Arten, in der Tracht und der Kleidung, die betrügerischen
Blicke, das schalkhafte Lächeln, die Tändeley: ein General trägt
bisweilen nicht so viel Sorgfalt, wie er zwanzig tausend Mann in
Schlachtordnung stellen soll, als eine Frau, wenn sie ein
Schminkpflästergen legen oder einen Wink mit den Augen geben soll, um
den Angriff zu machen.
Zwey Cammerfrauen, eine gute Freundin und ein junger Cavalier, vermögen
mit allem ihrem Verstande nicht so viel, daß sie den Ort einer Blume
recht bestimmen könnten. Der Nachttisch ist der Ort, wo Kriegsrath
gehalten wird, die öffentlichen Alleen oder die Opera sind das Feld zum
Treffen, und wie man bey einem so großen Unternehmen nichts von allem
demjenigen vergießt, was die menschliche Klugheit zu Verstärkung ihrer
Macht veranstalten kann, so erwählt man einige häßliche Personen zu
seinen Gefährten, damit die Schönheit durch die Widrigkeit der andern
desto mehr hervorleuchten möge. Aber wir würden uns gar zu weit
einlassen, wenn wir von dem Treffen besonders handeln wollten, wo man
mehr Kriegslist anwendet, als jemals Archimedes erfunden hat:
wir werden davon in einer Abhandlung von der Kriegskunst der Damen,
welche wir herausgeben versprechen, wenn unser Wörterbuch günstig
aufgenommen wird, umständlich handeln.