GALANTERIE
Ist oft ein gleichgültiges Wort von der Liebe, siehe selbiges Wort.
Einer Schönen eine Galanterie machen, heißt ein künstliches
Mittel gebrauchen, sich bey derselben in Gunst zu setzen.
Alle Frauen überhaupt und die Französischen insonderheit sind mit einem
Triebe zur Galanterie gebohren. Sich aus Liebe zu seiner Schönen tödten,
die Welt durchlaufen, beständig sich mit dem Degen herum schlagen,
Ritter erstechen, Wunden empfangen, war ehemals alle unsere Galanterie.
Ein sehr angesehener Schriftsteller erzählt als eine völlig galante und
sehr wunderbare Sache, daß einer (Carl der 6.) von unsern Königen, da er
nur noch Cronprinz gewesen, eine Fahne machen ließ, worauf man ein K.
einen Schwan und ein L. gemahlt hatte, weil er ein junges Mädgen Namens
Cassignelle liebte. Man kann aus der Bewunderung, so diese Galanterie
verursachte, schließen, wie sehr sie bey uns zugenommen. Alle Welt muß
hierinnen von uns lernen, und Paris ist die berühmte Academie, wo die
Jugend aus London, Wien etc. häufig ankommt, um ihre Studien in der
Galanterie zu vollenden.
Eine Galanterie haben, das ist: sich der Gunst einer Schönen mit
Verdruß wieder erinnern können. Ein berühmter Schriftsteller legt dieses
Wort noch deutlicher aus, indem er sagt:
Die herbe Frucht verliebter Sünde.