L I E B E S - L E X I K O N

Die entdeckte Sprache der Verliebten
oder reelles Liebes-Lexikon
aus dem Jahre 1749

 



 




MÄDGEN

Wird überhaupt von derjenigen gesagt, welche nicht verheyrathet ist. Der Stand der Furcht, der Unterwürfigkeit und der Sclaverey; ein Mädgen ist eine Person, so der Hauszucht verdrüßlich wird. Die Heyrath ist das Thor, wodurch sie aus dieser Gefangenschaft herauszugehen sucht.

Es kommt eine Zeit da den Mädgen die Jahre sehr kurz die Tage sehr lange vorkommen: die gute Bradamante ist dieser Meynung in der Baguette des Vulcans, denn da sie aus einem Schlaf von zweyhundert Jahren erwecket worden, so spricht sie zu dem Zauberer, der sie aufgeweckt hat,

Du, der durch große Zaubereyen,
Natur und Kunst bezwingen kann,
Seh ich nicht meinen Liebsten an,
So kann da Licht mich nicht erfreuen.
Drum gieb mir solchen zeitig wieder,
Wo nicht so fall ich bald in meinen Schlummer wieder.
Die Sonne scheint zwar schön,
Doch muß ich auch gestehn,
Sollt' ich ein Mädgen bleiben,
So will ich lieber mir die Zeit durch Schlaf vertreiben.

Altes Mädgen ist ein heftiges Schimpfwort, welches von denjenigen gesagt wird, welchen die Mannspersonen entlaufen sind, wenn sie dieselbigen bis zum Tempel des Hymens haben führen wollen.

 


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