NEGLIGE
Eine Schöne, welche ihren Liebhaber im Neglige erwartet, redet sehr
deutlich.
Das Neglige bedeutet in der Liebe eben so viel, als der Oelzweig oder
die weiße Fahne im Krieg anzeigen. Wir lernen dieses von einem großen
Schriftsteller:
Die Dame satzte sich in solchem Schmucke hin,
Den sie sonst angethan, wenn ihr geneigter Sinn
Sich einmal vorgesetzt, der Liebe sich zu weyhen,
Die Anmuth sonder Zwang sah man in Schildereyen,
An ihrer ganzen Tracht. Die edle Läßigkeit,
Hatt' ihr den Anputz selbst voritzo zubereit,
Ein schlechter Unterrock, ein Kaselgen von Seiden,
Mußt ihren schlanken Leib bis zu den Füssen kleiden.
Die allerungeschicktesten verstehen aus diesen Sinnbildern, daß man sich
zu ihrem Triumphe bereite, und daß ihr Sieg nunmehro gewiß sey. Eine
Schöne, die sich in solchem Zustande befindet, erklärt hiermit, daß sie
bereit sey sich auf dem Altar des Cupido opfern zu lassen. Sie ist ein
zum schlachten angeputztes Opfer.