PFAND
Empfangen sie dieses Pfand meiner Zärtlichkeit.
Diese Redensart, mit welcher man ein Geschenk begleitet, bedeutet:
Wenn das Licht der Vernunft ihnen die Wahrheit in gewissen Dingen zu
erkennen giebt, welche sie nach einer guten Politik nicht erkennen
sollen, so folgt hiermit etwas, wodurch die guten Bewegungen des
Gemüthes zu vertreiben sind, so sie entwann haben könnten.
Wenn manchmal eine kluge Gebietherinn uns mit einer geringen Sache ein
Geschenke macht, und mit Verdrehung des Augapfels dieses kleine
Compliment bringet, so muß man solches zu erklären auf ihre
Gemüthsbeschaffenheit Achtung geben.
Ist sie eigennützig, so bedeutet es: Mich deuchtet, sie wisen noch nicht
was Geschenke vermögen, und bisher haben sie zu dieser Kriegsrüstung
nicht Zuflucht genommen.
Wenn es ein Mädgen ist, das nach der Heyrath trachtet, so will dieses:
Empfangen sie das Pfand so viel sagen: Ich thue mein mögliches
ihr Herz zu behalten, so sehr befürchte ich, daß es mir entwischen
möchte.
Eine solche Gebietherinn gleicht denjenigen Völkern, welche, da sie in
Furcht stunden, es möchten sie ihre Götter verlassen, dieselben mit
goldenen Ketten anbanden.
Ist es eine alte, so bedeutet es: So eine gute Meynung ich auch noch von
mir habe, so regt sich doch die Furcht bey mir, es möchte mir es eine
junge Person zuvor thun; ich suche mich durch meine Geschenke schöner zu
machen, und dasjenige, so mir die Jahre benehmen, dadurch zu ersetzen.