SCHAM
Dieses Wort, wenn man es von dem weiblichen Geschlechte sagt (denn die
schönen jungen Herren würden erröthen, wenn sie nur das äusserliche
davon an sich hätten), so wird darunter verstanden, die Kunst zu rechten
Zeit zu erröthen, sich einfältig anstellen, und die Sache gar wohl
verstehen, eine gesetzte Miene zu haben, welche der Galanterie eine
Zierde giebt.
Wenn diese Scham von einer eingezogenen gesagt wird, so zeigt sich eine
Verstellung an, welche niemanden betrügt, eine Zärtlichkeit, welche
alles übel auslegt, durch den geringsten Argwohn einer Sache beleidigt
wird, und den unschuldigen Worten einen schlimmen Verstand giebt, eine
geheimnißvolle Strenge, welche alles tadelhaft befindet, und welche
wieder iedermann tadelhaft befindet.