STERBEN
Und mit Zittern aus dem Leben wandern, war vorlängst einerley; aber in
der Liebe nimmt man es nicht mehr in dieser Bedeutung, man müßte aus der
andern Welt seyn, wenn man dieses als einen Tadel auslegen wollte.
Der Tod gieng einst der Lieb' entgegen,
Da machten sie auf ihren Wegen,
Ein ander Complimente zu.
Seit dem ist auch der Tod in Ruh,
Und kein Verliebter will itzt sterben,
Die Gunst der Schönen zu erwerben.
Ihre Grausamkeit läßt mich sterben bedeutet: Ich habe die
Verzweiflung, das Feuer und die Flamme angewendet etc. sie zu
überwinden, es ist mir nichts als das Sterben übrig.
Indem man tapfer ist, verblümt und zierlich sterben.
Sie werden mich sterben lassen bedeutet auch: Ich bin müde, da
ich so viel gesagt, und so wenig ausrichte. Es giebt mehr Frauen als sie
in der Welt, wenn sie nicht bald capitulieren, so hebe ich die
Belagerung auf.
Sterben hat noch eine andere Bedeutung in Versen, insonderheit am
Ende eines Sonnetts, einer Elegie etc.
Wo man sich dessen häufig bedienet, und bisweilen gar die Grabschrift
des vermeynten Todten dazu setzet.
So laßt uns doch einmal in diesem Stande sterben,
Es wird mein Feind dadurch, das, was er will, erwerben.
Laßt uns doch sterben will sagen: Meine Muse hat auf dem Parnasse alle verliebte Zeilen, so sie finden können, aufgelesen, sie
hat sie, so gut sie kann, wieder zusammen gesammelt; sie ist erschöpft,
und bleibt dabey stille stehen.