TROTZIG ANREDEN
Es giebt gewisse Zufälle, da man trotzig anreden muß!
das ist: man muß, seinen Zweck zu erhalten, bisweilen die Furcht und
Ehrerbietung bey Seite setzen.
Wir wollen diese Klugheitsregel durch die Worte des vornehmsten
Staatsklugen bestätigen. Nach meiner Meynung, spricht er, ist es besser
aus gar zu vieler Freyheit einen Fehler zu begehen, als aus gar zu
vieler Furchtsamkeit.
Das Glück ist eine Frau, man muß sie trotzig anreden:
sie räumet denjenigen mehr Sieg ein, welche von einem lebhaften und
aufwallenden Gemüthe sind, als denjenigen, welche niemals von ihrer
Behutsamkeit ablassen; daher kommt es, daß diese Göttin, wie die Weiber,
(denn auf dieser Vergleichung beruht seine ganze Lehre) jungen Leuten
günstiger ist, weil sie mehr Kühnheit und Feuer haben als die alten.
Ein anderer Italiener hat einen Gedanken von dem Trotze, welcher gar zu
niedlich ist, als daß wir uns nicht damit schmücken sollten.
Eine Frau, spricht er, glaubt, daß es ihrer Ehre gemäß sey, wenn man
machen kann, daß sie sagen müsse: Jo non volea.
Du wirst geliebt und hast viel Süßigkeit;
Und Iris würdest du zu Seufzern bringen.
O möchtest du sie mir zu sagen zwingen:
Was machen sie? o nein das ist mir leid.
Die Schönen werden uns die Abhandlung dieser Klugheitsregeln verzeyen,
man erklärt sie nur deswegen, damit das schöne Geschlechte im Stande sey,
die Deutung auf sich zu vermeiden.