UEBEL
Ich leide die allergrausamsten Uebel, oder: Heilen sie ein
Uebel, welches sie verursachet haben.
Arnolphus in der Comoedie, die Schule der Frauen genannt, zeigt die
Bedeutung dieser Redensart an, indem er zu der Agnes sagt:
Könnt ihn dein Unglück nur zu Sarg und Bahre bringen,
Du würdest ganz gewiß die Thränen nicht bezwingen.
Alles diese vermeynten Uebel verhindern einen Verliebten nicht
spatzieren zu gehen, die Schauspiele zu besuchen, bey großen Gastereyen
zu seyn etc. (Wie er doch zu versichern pflegt). Sie gereichen so wenig
zur Last, daß man sie bey sich unterhält, und sie so lange als möglich
dauren läßt, wie der Verfasser dieses artigen Madrigals zu verstehen
giebt:
Ein' angenehme Schöne,
Die reitzende Climene,
Erweckt mir solche Pein,
Als jemals Herzen hegen,
Die sich der Liebe weyhn.
Doch wer kann sich darwider regen,
Wenn das, so uns den Schmerz gebiehrt,
Zugleich Vergnügen mit sich führt.
Das ist: Es sollte mir sehr leid seyn, wenn ich aller dieser
eingebildeten Uebel entledigt würde, welche mir die Zeit mit Vergnügen
vertreiben und der Eitelkeit der Frauen so sehr schmeicheln.
Es wäre zu wünschen, daß in dem verliebten Reiche keine größern Uebel
wären, als alle diese; die Facultät würde weniger haben gewinnen, und
die Jugend sich besser befinden.