UNEINIGKEIT
Die Uneinigkeit ist der ordentliche Staatsaufwand bey einem verliebten
Umgange; seit langer Zeit hat man gesagt:
Man streitet, zankt und zürnt und sucht sich zu versöhnen,
Wer dieses nicht so macht, den hassen auch die Schönen.
Dieses ist die Würze der verliebten Frauenzimmer und Mannspersonen,
anklagen und sich rechtfertigen zu wissen, damit bringen sie ihre ganze
Lebenszeit zu. Nimmt man ihnen diese zwey ersten Gründe der Bewegung, so
benimmt man ihrer verliebten Sphaere ihre ganze Thätigkeit.
Weil beyde Parteyen nicht mit vieler Treue lieben, so glauben sie auch
nicht, daß man wieder viel Treue gegen sie hege: daher entstehen die
Vorwürfe, Erklärungen, Versöhnungen, Uneinigkeiten, Erklärungen des
Hasses u. s. w.