L I E B E S - L E X I K O N

Die entdeckte Sprache der Verliebten
oder reelles Liebes-Lexikon
aus dem Jahre 1749

 



 




VEREHLIGEN

Da der meiste Theil der Verliebten sich überredet, daß eine Mannsperson so sich verheyrathet, ein Feind seiner Ruhe, der Schmid seines Unglücks, und der Henker seiner Freyheit ist, so gebrauchen sie dieses Wort, so selten als sie können im Ernst.

Nach den gewöhnlichen Erklärungen nimmt eine Mannsperson, welche gern spielen will, und gleichwohl siehet, daß eine Schöne keine Ohren dazu hat, ihre Zuflucht zu dem Worte verehligen, dahero:

Ich habe nichts anders als eine richtige Absicht, oder andere dergleichen Redensarten, so dem Worte verehligen gleich gelten, oder auch ein blosses und schlechtes Versprechen zu heyrathen bedeuten: Weil sie es von mir verlangen, so muß ich ihnen wohl schöne Reden von der Hochzeit vorsagen und ihnen alles versprechen, was sie von mir verlangen, ich werde nichts desto weniger thun, was ich will.

Viele Entschlüssungen bekräftigen unsere Erklärung, und die Schönen müssen davor halten, daß junge Mannspersonen wohl Freyer aber nicht Nehmer seyn wollen.

 


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