VERTHEIDIGEN
Sich vertheidigen.
Man vertheidigt sich auf vielerley Arten vor den Anfällen eines
Verliebten. Es giebt eine stolze Vertheidigung, ein einziges
Wort, ein einziger Blick ist hinlänglich dazu, dieses ist die beste: die
zornige Vertheidigung, diese gehet nur bey den Neulingen von
statten; und ermuntert einen geschickten Verliebten, welcher sich auf
folgendes gründet:
Dieß bleibt eine wahre Lehre,
Daß, wer nie mit ihr zufällt,
Niemals solche Gunst erhält,
Die ihm den Genuß gewähre.
Die schwache Vertheidigung so derjenigen ähnlich ist, welche
diese Schöne an sich hat:
Die zärtlich widersteht um durch beliebtes Weichern,
Mit dem was sie versagt, im Raube zu bereichern.
Diese Vertheidigung ist zum Besten eines Verliebten geschwätzig, und
wenn man nicht darüber spotten wollte, so würde man diejenige
beleidigen, die sich derselben bedient.
Gar zu vieles Zutrauen ist einer schönen insgemein schädlich, man
schmeichelt sich wegen seiner Kräfte, und bedenket nicht, daß die Liebe
in kurzer Zeit ziemlich weit gehe.
Wenn man merkt, man müsse sich zur Vertheidigung bequemen,
Alsdann ist es schon zu spät diese Sache vorzunehmen.