WEISS MACHEN
Sie wollen mir etwas weiß machen.
Man sollte sich einbilden, dieses bedeute in dem Munde einer
Schönen: Ich weiß daß sie mich betrügen. Allein dieses will nur sagen,
daß sie Versicherung verlange.
Sie lieben mich, sagen sie, Herr Chevalier, ach sie wollen mir was
weiß machen!
das ist: ich glaube ihnen nur allzuwohl, aber der löbliche Gebrauch
erfordert, daß man einige Einwendungen mache, eine gar zu leichte
Eroberung würde ihnen Mißfallen erwecken; wiederholen sie ihre
Ansprüche, übertäuben sie mich, ich will es nicht besser haben.
Alles dieses läuft auf dasjenige hinaus, was eine Heldin des Ovidius
ziemlich frey heraus sagt:
Zwar ich darf, mein Paris, dir nicht in allem wirklich glauben,
Doch vermag mir solches nicht die Zufriedenheit zu rauben,
So ich itzt darob empfinde: denn man fällt gar leichtlich bey,
Und verhofft daß Wunsch und Sehnsucht allbereits erhöret sey.
Ja in allem was du sagst, meine Reizung zu erheben,
Muß ich ohne Prüfung dir gleichwohl meinen Beyfall geben.
Es sind zwey wichtige Ursachen, warum man dem Worte diese Bedeutung
geben muß. Die erste ist, weil eine Schöne gewiß seyn kann, daß man ihr
nicht antworten werde.
Ja, ich mache ihnen etwas weiß.
Die andere ist, daß die Worte: Ach! sie wollen mir was weiß machen!
mit einer zärtlichen Miene, einem Blicke und einer gewissen Mattigkeit
ausgesprochen werden, welche deutliche Kennzeichen sind, daß man alles
glaube, was ein Liebhaber sagt, und daß dieses Wasser auf die unsere
Mühle sey.